Mex 1 und Santa Rosalía
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Baja California: Mex 1 und Santa Rosalía
31. März, Mex 1 und Santa Rosalía
Endlose Straße, umgeben von Kakteen in trockener Wüste – so sieht sie aus, die Mex 1, die 1973 fertig gestellte Verbindungsstraße zwischen den größeren Städten der Baja California. Einzige Abwechslung für die Autofahrer sind die aller paar Kilometer aufgestellten Schilder, die darauf hinweisen, sich anzuschnallen, nicht so schnell zu fahren usw. Bei unseren 'technischen Stopps' (nette Umschreibung für Pinkelpausen) staunten wir jedoch nicht schlecht über die Pflanzenvielfalt. Hier und da entdeckten wir sogar ein paar Blüten. Die konnten ja nicht alle auf volle Blasen von Truckfahrern und Touristen zurückzuführen sein, oder? An die 4000 Pflanzenarten gibt es in der Baja California, etwa 700 davon kommen allein hier vor, sind also endemisch. Trotz Hitze, nährstoffarmer Böden und weniger als 25 cm Regen pro Jahr wachsen selbst meterhohe Bäume aus dem Boden. Da könnten sich unsere Pflanzen zu Hause ruhig mal ein Beispiel dran nehmen. Tja, das Zauberwort lautet wohl "Sukkulenten", Pflanzen, die Wasser speichern können und dadurch lange Trockenperioden überleben. Oha, das mussten wir doch gleich mal ausprobieren; also zurück in den Bus und ein Wasser bestellt. Aber es dauerte keine Stunde, bis wir feststellten, das wir keine Sukkulenten sind. Dringender technischer Stopp!Einige Stunden später war endlich etwas Abwechslung in Sicht. Wir waren wieder am Golf von Kalifornien und vor uns öffnete sich der Blick auf die Bahía Concepción. Malerische Buchten taten sich vor uns auf: Palmen, feiner Sandstrand, türkisfarbenes Wasser. Was will man mehr?
Baden gehen! Wir wählten einen besonders schönen Strand mit Postkartenmotiv-Palmen. Direkt am Strand geparkt, in die Badehosen geschlüpft und rein ins kühle Nass. Das tat gut! Schade allerdings, dass der Blick vom Wasser auf den Strand nicht so toll war. Eine Woche zuvor hatten Camper unseren Traumstand als Domizil für die Osterferien genutzt. Die Müllberge in den Büschen waren nicht zu übersehen. Den Truthahngeiern und Eichhörnchen machte das wenig aus, fand man wenigstens überall was zu futtern. Aber auch Kardinalvögel und Schmuckreiher ließen sich durch die Zivilisationsreste nicht von ihrem Lieblingsplatz vertreiben. Nur wir mussten bald wieder weiter, zurück auf die endlose Straße, umgeben von Kakteen in trockener Wüste.Etwa zwei Stunden später erreichten wir Santa Rosalía, eine französische Stadt in der Baja California, die ihre Existenz dem Fund von Kupfererzen verdankt. Rein zufällig wurden die Erze 1868 in dieser Gegend entdeckt und 1885 übernahm das französische Unternehmen El Boleo den Abbau. Kohle, Koks und eine Kupferschmelze brachte man sich von Europa mit, und damit man sich richtig heimisch fühlte, wurde gleich noch ein kompletter Ort mit französischem Flair dazu gebaut. Die Arbeit verrichteten allerdings mexikanische Yaqui-Indianer und Asiaten.
Berühmtestes Bauwerk des Ortes ist die von Gustav Eiffel konstruierte Metall-Kirche Santa Barbara. Nachdem die Kirche, als Prototyp für französische Missionskirchen in Übersee, 1889 bei der Weltausstellung in Paris zur Schau stand und sogar den 2. Preis erhielt, sollte sie irgendwo in Afrika wiedererrichtet werden. Daraus wurde wohl nichts, denn letztlich lag sie jahrelang in Brüssel rum, wo sie 1895 der damalige Firmenchef von El Boleo, Charles La Forque, entdeckte und kaufte. Im firmeneigenen Schiff San Juan wurde die Kirche nach Santa Rosalía transportiert und 1897 dort aufgebaut. So die Fakten. Unser Reiseleiter, wollte uns hier jedoch eine ganz andere, viel abenteuerlichere Geschichte auftischen. So war es angeblich ein Kapitän, der dringend zu einer Hochzeit musste und so vergaß, die Kirche an ihrem Bestimmungsort in Afrika abzuladen. Sein Missgeschick bemerkte er erst, als er sein Schiff in Santa Rosalía wieder beladen wollte. Er bat die Bewohner des Ortes deshalb, die Kirche für ihn zwischenzulagern. Die hielten sich jedoch nicht an ihr Versprechen und bauten die Kirche in Santa Rosalía auf. Nachzulesen sei dies angeblich in den Archiven von La Paz. Ein Wunder nur, dass renommierte Anbieter von Reiseführern, ja noch nicht einmal die Webseite der Stadt selbst, es für nötig erachten, die Geschichte der Kirche so wiederzugeben.Egal, sehenswert ist die Kirche allemal. Auch die französische Bäckerei des Ortes, eine alte Lok der Mineneisenbahn und das Museum, seinerzeit Verwaltungsgebäude der Firma, sind einen Besuch wert. Ein unbedingtes Muss war für uns auch die Bank, jedoch eher aus praktischen Gründen: an Geldautomaten sollte in den folgenden vier Tagen in San Ignacio nicht zu denken sein.
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