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Grauwaltour – Lagune San Ignacio

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Baja California: Walbeobachtung – Lagune San Ignacio

1. April, Walbeobachtung – Lagune San Ignacio

Lagune San Ignacio
Wer von San Ignacio aus zum Walebeobachten in die Lagune San Ignacio will, könnte meinen, es sei gleich um die Ecke. Doch weit gefehlt. Vom Ort bis zur Lagune sind es stolze 60 km und die einzige Verbindung ist eine abenteuerliche Schotterpiste.

Wir brauchten ca. 2 Stunden für diese Strecke. Als einige Wochen zuvor das Auto- und Motorradrennen Baja 1000 hier entlang ging, waren die Durchschnittsgeschwindigkeiten sicher etwas höher. Aber es ging sogar noch langsamer: Wir trauten unseren Augen kaum, als wir einen Pkw überholten, bei dem Reifen und Ersatzreifen wohl schon auf der Strecke geblieben waren. Wer braucht schon Reifen?! „Lieber schlecht gefahren als gut gelaufen“, müssen sich die drei Insassen gedacht haben und fuhren unbeirrt auf der Felge weiter. Alle Achtung, doch für uns war die Fahrt auch so holprig genug; unser Hintern atmete auf, als wir endlich am Ziel waren.

Kojote
Der Anbieter für unsere Ausfahrt war Ecoturismo Kuyima, ein Unternehmen, das sich dem sanften Whale-Watching verpflichtet. Diverse Schilder auf dem Camp informieren über die Lagune und die Grauwale. Nur in einem bestimmten Teil der Lagune ist Whale Watching erlaubt und die Skipper sind hier sehr darauf bedacht, den Verhaltenscodex einzuhalten. Für Wal-Fans ist die Lagune San Ignacio ideal. Man kann hier sogar campen und hat so die Möglichkeit, täglich zu den Walen rauszufahren. Außer Toiletten, Restaurant, einem kleinen Souvenirshop (und natürlich den Walen) gibt es hier allerdings weit und breit nichts; man sollte sich also vorher schon mit allem eindecken, was man während eines mehrtägigen Aufenthalts braucht.
nasse Füße inklusive
Ohne vorherige Einweisung kommt hier keiner aufs Boot und aufgrund der gerade eintretenden Ebbe auch keiner ohne nasse Füße. Glücklich, wer Sandalen oder Flip-Flops dabei hatte, denn barfuß war der ca. 100 Meter lange Fußmarsch über Muscheln und Steine doch etwas ungemütlich. Jedoch sicher nicht so ungemütlich wie es für unseren Skipper anschließend war, das voll beladene Boot nun noch etwa 50 Meter weiter raus an Sandbänken vorbeizuschieben, bevor er endlich den Motor anschmeißen konnte. Und dann ging es ab in die Walbeobachtungszone.

Noch gar nicht ganz dort angekommen, sahen wir hier und da schon den ersten Blas. Zunächst zogen einige Wale recht unbeeindruckt an uns vorbei, das kannten wir ja schon. Dann allerdings interessierte sich plötzlich ein Jungtier für uns. Bei der letzten Ausfahrt hatten wir gelernt, dass man die Aufmerksamkeit der Wale durch Spritzen mit Wasser gewinnen kann. Also Arme ins Wasser und plantschen! Zum Glück versuchten die Wale nicht, unsere Aufmerksamkeit auf die gleiche Weise zu gewinnen. Während wir also spritzten, was das Zeug hielt, näherten sich Walmutter und Kalb vorsichtig unserem Boot und dann wurden wir für unser ausdauerndes Gespritze belohnt. Das Kalb schaute aus dem Wasser, tauchte unter dem Boot hindurch, kam direkt ans Boot, um gestreichelt zu werden. Dann tauchte es ab, drehte sich im Wasser und winkte mit den Flossen. Wieder ließ es sich von uns berühren und nach einer Weile kam selbst das Muttertier auf ein paar Streicheleinheiten vorbei. Sicher eine halbe Stunde waren wir beschäftigt, den beiden Walen von einer Seite des Bootes zur anderen zu folgen.

Grauwalkuh
Was es da alles zu entdecken gab! Am Kopf des Jungtieres konnte man noch ganz deutlich einige Stoppelhaare erkennen – Überbleibsel aus der Zeit, als Wale noch Landtiere waren. Experten gehen heute davon aus, dass die Urahnen der Wale bei den Paarhufern (Artiodactyla) zu suchen sind. Vom Aussehen Wölfen ähnlich, jagten diese Tiere zunehmend in Küstengewässern, Flussmündungen und dem Meer und passten sich dementsprechend immer weiter an das Element Wasser an: die Nasenöffnungen verlagerten sich, die Hintergliedmaßen bildeten sich zurück, dafür entstand am Schwanz eine Fluke, die Vordergliedmaßen formten sich zu Flossen um, die Tiere bekamen einen stromlinienförmigen Körper, verloren ihr Haarkleid und bildeten stattdessen eine Speckschicht (Blubber genannt).
Grauwaljunges
Insgesamt sind Wale inzwischen perfekt an ein Leben im Wasser angepasst, lediglich zum Atmen müssen sie immer wieder an die Oberfläche kommen. Das müssen die Jungtiere als erstes lernen, weshalb Walmütter zur Geburt bevorzugt die geschützten Lagunen aufsuchen. Sie sind nicht so tief wie das offene Meer, dafür salzhaltiger, was für besseren Auftrieb sorgt. Denn sofort nach der Geburt muss die Walmutter ihr Kalb für den ersten Atemzug an die Wasseroberfläche heben. Da macht man es sich natürlich so einfach wie möglich.

Ausdauerndes Schwimmen will ebenfalls gelernt sein. Um Kraft zu sparen, ruhen die Kälber anfangs häufig auf dem Rücken der Mutter. Da können die Touris mit Wasser spritzen wie sie wollen – solange die Jungtiere noch ihr Handwerk lernen müssen, ist alles drumherum uninteressant. Erst danach gestatten die Walmütter ihren Jungen mehr Freiheiten und gehen mal auf Mensch-Safari. Unser später Termin für die Reise war also ein wahrer Glücksgriff. Deshalb: Wer schon immer davon träumte, mal einen Grauwal zu berühren, sollte die Baja California eher gegen Ende der Saison (im März) bereisen.

Apropos Reisen, auch unsere Wal-Mama schien sich wohl gerade auf die bevorstehende Reise zu besinnen und entschied: „Genug gespielt, jetzt müssen wir noch ein paar Schwimmübungen machen.“ Brav folgte das Kalb; von Mamas riesigen Flossen wollte es keine Watsche kriegen.

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