Nomenklatur
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Die wissenschaftlichen Namen sind meist aus aus lateinischen oder griechischen Wörtern abgeleitet. Im Gegensatz zu den heutigen Sprachen, wo regional oft unterschiedliche Namen genutzt werden, gewährleistet ein eindeutiger wissenschaftlicher Name die exakte Zuordnung zu einem Lebewesen. Dies hilft, Missverständnisse und Verständigungsschwierigkeiten zu vermeiden und sichert die reibungslose internationale Kommunikation (zumindest bezüglich der Namen).
Doch ganz so eindeutig sind auch die wissenschaftlichen Namen nicht immer. Meist liegt das daran, dass Wissenschaftler unterschiedliche Ansichten hinsichtlich der Zuordnung vertreten. Insbesondere bei der Frage „Art oder Varietät“ scheiden sich die Geister. Für Wale, die von einigen Wissenschaftlern nur als Unterart oder Varietät angesehen werden, fordern andere Wissenschaftler die Anerkennung einer eigenen Art. Und je nach Meinung des Wissenschaftlers wird dann ein anderer Name verwendet. Dies ist z.B. bei den Glattwalen der Fall. Für die einen existiert die Gattung Eubalaena nur mit einer Art, Eubalaena glacialis. Andere unterscheiden zwei Arten, wobei der eben genannte wissenschaftliche Name nur für die im Norden vorkommende Art zutrifft, die im Süden beheimatete Art hat einen anderen wissenschaftlichen Namen. Wieder andere unterscheiden drei Arten, für sie bezeichnet Eubalaena glacialis nur die im Nordatlantik vorkommende Art (siehe auch Atlantischer Nordkaper).
Die Gesamtheit der wissenschaftlichen Namen bezeichnet man auch als Nomenklatur. Diese richtet sich nach einem System, das Klassifikation bzw. Systematik genannt wird - die Zuordnung von Lebewesen zu bestimmten Gruppen aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen. Begründer der modernen Klassifikation ist Carl von Linné, der 1735 in seinem Werk „Systema naturae“ Pflanzen, Tiere und Mineralien klassifizierte. Er war der Erste, der z.B. die Tiere nicht nach ihren Lebensräumen, sondern nach morphologischen Merkmalen unterteilte. Erste Untersuchungen auf stammesgeschichtlicher Ebene wurden schließlich von Ernst Haeckel vorgenommen, der damit die phylogenetische Systematik (natürliche Einteilung) ins Leben rief. Aus diesen Untersuchungen ging die Einteilung in systematische Kategorien hervor, die auch heute noch gültig ist.
Im Folgenden sind diese Kategorien auf Deutsch und Latein aufgelistet. Als Beispiel dient die systematische Zuordnung des True-Weißflankenschweinswals, wobei sich die Wissenschaftler hinsichtlich der Art bzw. Unterart nicht einig sind. Während wie hier angegeben einige Wissenschaftler den True-Weißflankenschweinswal als Unterart des Weißflankenschweinswals betrachten, sind andere der Meinung, dass es sich um eine eigene Art (Phocoenoides truei) handelt.
Klassifikation
deutsch | latein | Beispiel |
---|---|---|
Reich | regnum | Tiere (Animalia) |
Stamm | phylum | Wirbeltiere (Vertebrata) |
Klasse | classis | Säugetiere (Mammalia) |
Ordnung | ordo | Wale (Cetacea) |
Unterordnung | subordo | Zahnwale (Odontoceti) |
Überfamilie | superfamilia | Delfinartige (Delphinidea) |
Familie | familia | Schweinswale (Phocoenidae) |
Unterfamilie | subfamilia | Phocoenoidinae |
Gattung | genus | Phocoenoides |
Art | species | Weißflankenschweinswal (Phocoenoides dalli) |
Unterart | subspecies | True-Weißflankenschweinswal (Phocoenoides dalli truei) |
Viele Wissenschaftler verzichten heute auf eine Klassifikation von Unterarten und sprechen lediglich von Varietäten, Formen oder Populationen. Sie würden den True-Weißflankenschweinswal also nur als Varietät des Weißflankenschweinswals ansehen. Die Ausdrücke Varietät und Form beziehen sich auf Abweichungen in den äußeren Merkmalen bei Vertretern derselben Art. Das können Größenunterschiede aber auch unterschiedliche Färbungen der Haut sein. Population bezeichnet lediglich die in einem bestimmten Lebensraum vorkommenden Vertreter einer Art, die eine Lebens- und Fortpflanzungsgemeinschaft bilden.
Wie bei den Beispielen zu den systematischen Kategorien zu erkennen ist, gibt es für die Nomenklatur einheitliche Regeln. Hinsichtlich der Bildung von Namen gelten die Richtlinien des „International Code of Zoological Nomenclature“ (ICZN). Diese Richtlinien besagen, dass jedem Lebewesen ein Gattungs- und ein Artnamen zugewiesen werden muss, z.B. Phocoenoides dalli. Man spricht hier von einer binominalen Nomenklatur, da der Name für die Art sich ja aus zwei Namen zusammensetzt. Für Unterarten wird die trinominale Nomenklatur verwendet (= drei Namen), z.B. Phocoenoides dalli truei. Außerdem gilt, dass Gattungen und kleinere Taxa (also Art und Unterart) kursiv darzustellen sind, wobei der Gattungsname groß, das Epitheton (der Artname) klein geschrieben wird. Das gilt auch, wenn das Epitheton von einem Personennamen abgeleitet ist. Steht der kursiv geschriebene Text in Klammern, werden auch die Klammern kursiv gesetzt.
Für den Fall, dass in einem Text nur die wissenschaftlichen Namen verwendet werden, schreibt man den Artnamen oft nur bei der ersten Erwähnung vollständig aus (z.B. Eubalaena glacialis). Danach ist es möglich, den für den Gattungsnamen stehenden Teil abzukürzen (z.B.: E. glacialis). Im Gegensatz zur Botanik und Bakteriologie wird der Autor des Epithetons in der Zoologie gewöhnlich nicht angehängt.
Zur Verwendung der wissenschaftlichen Namen siehe auch: Wissenschaftlicher Name oder Trivialname?